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Skyline Vienna

Die Kartause Mauerbach

Technische "Schmankerln" aus den letzten 10 Jahren

Statische Sondermaßnahmen

Deckenfresken der Mönchskirche

Im ersten Bauabschnitt galt das Hauptaugenmerk der statischen Konsolidierung der Bausubstanz. Oie Aufgabe bestand darin, einen Ersatz für die praktisch nicht mehr vorhandenen, schmiedeeisernen Gewölbeschließen herzustellen und weitere Verformungen der Gebäude durch Gewölbedrücke zu verhindern. Dies musste unter minimaler Invasivität bei höchstmöglicher statischer Wirkung passieren. Sämtliche zu dieser Zeit gängige Methoden, wie der Einbau von Stahlbetonrosten oder Ringschließen aus Stahlbändern, waren wegen der Zerstörung historisch wertvoller Fassadenputze und dem Mangel an Rückbaubarkeit nicht denkbar. Entgegen der allgemein üblichen Ansicht wurde der Leitsatz "Wenn man nach Fertigstellung der Arbeiten nichts davon sieht, war es gute Arbeit" kreiert. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, kam erstmalig ein System aus dem Tunnel-und Bergbau in der Denkmalpflege zum Einsatz. Kunststoffanker aus hochfesten Aramidfasern werden in Kernbohrungen eingebaut, vorgespannt und die Bohrkanäle mit zähflüssigem Polyurethanharz injiziert. Diese Technik galt es nun auf einen sensiblen Hochbau umzulegen. Das Spülwasser der Kernbohrgeräte hätte bereits restaurierte Deckenfresken zerstört, also wurde statt dessen eine Druckluftspülung angewandt. Inhomogene Mauerwerksteile würden der Vorspannung nicht standhalten, daher erfolgten in den Verankerungsbereichen Hohlraumverfüllungen mit KalkTrass-Suspension und Mauerwerksverfestigungen mit Epoxidharz, um die Krafteinleitung zu ermöglichen.

Beim Prunkstück der Kartause, der Klosterkirche, wurden dann Kernbohrungen mit einem Durchmesser von 50 Millimetern auf eine Länge von 35 Metern mittig in die Seitenwände
des Kirchenschiffes aus Mischmauerwerk eingebohrt. Nach dem Einbau
der Aramidanker konnten diese nach Angabe des Statikers Prof. Dipl.-Ing.
Dr. Kolbitsch mit 100 kN vorgespannt werden.
Unter dieser Vorspannung war noch keine Rückformung der Wandscheiben zu Erwarten und einer weiteren Deformierung vorgebeugt. Abschließend erfolgte die Verpressung der Bohrkanäle mit Polyurethan harz, um die Kraft dauerhaft in den Baukörper
einzubringen, ohne etwaige Spannvorrichtungen an den Fassaden belassen zu müssen. Durch diese Lösung ist heute von den Maßnahmen nichts mehr zu sehen.

Kernbohrungen für den Einbau von Aramidankern
Vorspannen der Aramidanker